Niederbachem – Geschichte und Gegenwart

In unmittelbarer Nachbarschaft von Bonn-Bad Godesberg liegt Niederbachem auf einer alten Rheinterrasse zwischen geologisch interessanten Kuppen des jüngsten Vulkanismus in Deutschland: Der Rodderberg und der Dächelsberg sind Naturschutzgebiete von großem landschaftlichen Reiz und wissenschaftlicher Bedeutung. Streufunde wie z.B. Münzen, Ziegel, Mühlsteine und Gefäßscherben, aber auch Grabstätten beweisen, dass Niederbachem bereits in der Römerzeit besiedelt war. Als „Bachheim“ am Melanbach (heute. Mehlemer Bach) 798 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Um 1300 erfolgte die heute noch bestehende Teilung in Ober- und Niederbachem.

Seit dem Mittelalter war Niederbachem durch kleinbäuerliche Landwirtschaft, bis ins 19. Jahrhundert u.a. durch Weinbau geprägt. So behandelt bereits die „Gründungsurkunde“ von 798 den Verkauf eines Weinbergs an Abt Liudger vom Stift Essen-Werden. Im 19. Jh. wurde der Weinbau durch den Anbau und die Verwertung von Rüben abgelöst. Bis in die Mitte des 20. Jh. bestanden mehrere Rübenkraut und –saftfabriken, die den als „Bachemer Botter“ beliebten Rübensirup herstellten. Seit Beginn des 20. Jh. setzte sich der Obstbau, vor allem Äpfel und Kirschen durch. Im 19. Jh. wurden mehrere kleine Steinbrüche betrieben.

Politisch gehörte Niederbachem als Teil des Kurfürstentums Köln zur Lehensherrschaft der Herren von Drachenfels, die im 17. Jh. im Erbgang auf die reichsunmittelbare Herrschaft Gudenau in Villip überging. Durch Landschaft, Sprache und Brauchtum hat sich das „Drachenfelser Ländchen“ bis heute eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt, die auch im Rahmen der 1969 gebildeten Kommunalgemeinde Wachtberg und im Rhein-Sieg-Kreis weiter gepflegt wird.
Um das Jahr 1000 wurde durch das Kölner Stift St. Gereon, das in Niederbachem begütert war, als Nachfolgerin früherer Holzbauten die erste Kirche als Steinbau errichtet, deren Chorraum in den romanischen Bau des 12. Jh. einbezogen wurde. In der Gotik erweitert und erneuert, wurde die katholische Pfarrkirche St. Gereon nach den Zerstörungen des 30jährigen Krieges in der heutigen Form neu errichtet und bildet – neben einigen alten Fachwerkhöfen und Wegekreuzen – das markanteste historische Baudenkmal des Ortes, zuletzt in Verbindung mit den 1200-Jahr-Feiern 1998 renoviert. Die 1996 gegründete Evangelische Kirchengemeinde Wachtberg hat 1997 ein modernes Gemeindezentrum in Niederbachem gebaut. Als kommunales Begegnungszentrum dient der in den 90er Jahren renovierte und umgebaute Henseler-Hof mit u.a. einem großen Veranstaltungssaal, mehreren Nebenräumen, einem stimmungsvollen Innenhof und einer leistungsstarken Gastronomie.

Bevölkerungszahl und –zusammensetzung haben sich durch Flüchtlinge nach dem 2.Weltkrieg und Bonn als Sitz von Parlament, Bundesregierung und zahlreicher Bundesbehörden entscheidend verändert. Die Einwohnerzahl stieg nach jahrhundertelanger Stagnation von rd. 700 auf rd. 4 000. Durch erhebliche Bautätigkeit ist Niederbachem die einwohnerstärkste Teilgemeinde von Wachtberg (rd. 20 000 Einwohner). Auch die konfessionelle Zusammensetzung hat sich verändert: Waren bis in die erste Hälfte des 20. Jh. fast alle Einwohner katholisch, mit einigen jüdischen Familien durch mehrere Generationen, so gehören heute rd. 50% der römisch-katholischen, rd. 30% der evangelischen Kirche und rd. 20% anderen oder keiner Religion an.
Die meisten Berufstätigen haben Arbeitsplätze im öffentlichen oder privaten Dienstleistungsbereich in Bonn. Aber auch in Niederbachem sind Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe in steigender Zahl ansässig und bieten ortsnahe Arbeitsplätze. Auf den Strukturwandel durch den Umzug von Bundestag, Bundesrat und Teilen der Bundesregierung nach Berlin ist Niederbachem gut gerüstet. Zahlreiche Familien, die im Gegenzug mit ihren Behörden von Berlin in die Region Bonn kommen, und Beschäftigte der im Ausbau begriffenen Zentralen der Deutschen Telekom und der Post AG in Bonn haben die Wohnqualität von Niederbachem entdeckt und ziehen hierher. Mit einem Einkaufszentrum, zwei Bank- und einer Postfiliale, mehreren Arzt- und Zahnarztpraxen und einer Apotheke besteht eine überdurchschnittliche wirtschaftliche und gesundheitliche Infrastruktur. Kindergarten, Kindergruppen und Grundschule sind am Ort, weiterführende Schulen in Wachtberg-Berkum und Bad Godesberg gut zu erreichen.
Mit vier Gaststätten, dem Rodderberg und dem Rolandsbogen mit seiner überregional bekannten leistungsfähigen Gastronomie, einem Sportplatz, einem Golfplatz und mehreren Reiterhöfen besitzt Niederbachem ein breites Angebot an Freizeitmöglichkeiten. Mehrere Vereine pflegen Brauchtum, Gemeinschaft und die Heimatverbundenheit mit dieser reizvollen Landschaft und ihrer ereignisreichen Geschichte.

Die Fahne von Niederbachem mit dem Niederbachemer Wappen

Die UNO-Vereinsgemeinschaft kam vor einigen Jahren auf den Gedanken, ein Wappen für Nieder­bachem zu entwickeln, welches auch auf einer Fahne zu sehen sein sollte. Die Zusammengehörigkeit und Verbundenheit mit der Gemeinde Wachtberg kommt durch die Grundfarbe der Fahne blau –weiss zum Ausdruck.
Im Wappen selbst sieht man im oberen linken Feld auf weißem Grund in schwarz das Kurfürstenkreuz abgebildet. Niederbachem gehörte zum damaligen Kurfürstentum Köln.
Im rechten oberen Feld sieht man eine Weintraube. Ein Hinweis darauf, dass in Niederbachem Weinbau betrieben wurde.
Im linken unteren Feld ist ein Mühlrad erkennbar.
Am Mehlemer Bach gab es in Niederbachem zwei Mühlen, eine an der oberen Konrad Adenauer Strasse und eine in der Mehlemer Strasse, die heute nicht mehr in Betrieb sind und zu Wohnhäusern umgebaut wurden. Im rechten unteren Feld wird der Bachlauf selbst gezeigt.

Die Fahne wird bei öffentlichen Anlässen oder Vereinsfeiern gezeigt.